Wo kamen die Pioniere mit den roten Halstüchern plötzlich her? Nur für einen Augenblick hatte er die Augen zugemacht…“
Pioniere tanzen um die steinerne Röhre des Güntzturm. “ Er stand auf, Schritt langsam zwischen den tanzenden Kindern hindurch. “ Unsere Heimat….“
Geduckt betritt der junge Völkerkundler das Innere der Röhre durch eine Öffnung im Mauerwerk, erkannte zu seinem Erstaunen, dass der röhrenförmige, nach oben hin offene Raum nicht leer war, denn Bilder und Zeichen und unzählige Worte bedeckten die Wände, Zeichen und Worte, die sich zu Sätzen formten, die er im Halbdunkel kaum entziffern konnte, die aber auch nicht seine volle Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, denn in der Mitte des Raums stand eine Junge.“
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Ein Junge hinter einer kleinen Holzbühne führt ein Puppenspiel auf, vor einem Publikum, das an seinen Lippen hängt.
“ Der Neger wird ausgepeitscht“, rief der Stabpuppenspieler mit kindlicher Stimme.
Kara Ben Nemsi erkennt, dass er den Berbern und Negern überlegen ist“, ruft der Junge, in dessen Stimme sich nun der Applaus der Zuschauer mischt.“
“ Kara Ben Nemsi kann Quimbo zur absoluten Treue und zum absoluten Gehorsam erziehen, aber schon am Schott El Dscherid, dem berühmten Salzsee in der Wüste, wird sich das Schicksal entscheiden, „Volk oder Tod“.Volk oder Tod! Raunten die Zuschauer.“
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Der Junge im Güntzturm liebt die Geschichten von Winnetou. Das Pathos, das Heldenhafte. Er interpretiert die Romane als Erzählungen rassischer Überlegenheit.
Diese Szene ist in eine Rückblende eingebettet.
Noch immer sitzen die beiden Brüder im Restaurant. Mittlerweile ist es Nacht. Fliegen kommen aus der Küche. Es wird unheimlich, zwielichtig.
Einer der Brüder hatte einen Forschungsauftrag in der DDR. Er erzählt dem Bruder Oberflächliches. Sie klagen in der DDR, aber eigentlich geht es ihnen gut.
Die Güntzturmszene mit dem jungen Puppenspieler spielt sich vor seinem inneren Auge ab.
Ich lese es als Metapher. Auf Ideologien die nie tot waren, sondern im verborgenen weiter existierten und dort ihr Gift bewahrten.
Immer wieder bin ich fasziniert von der Wirkung dieser Sprache, die gerade weil sie etwas in ein fast märchenhaftes Bild bringt, so überzeugt.
Die spielt und tanzt und sich so dem Abgrund nähert. Es ist immer die Sprache die hält, die den Blick in das Herz der Finsternis wagt.
Zitate aus :
Die Projektoren von Clemens Meyer S..352/353
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Und sonst? Freier Tag. Sehe Dokus: unter anderem “ White Power“
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