(Sehr dunkler Wintermorgen. Morgendlicher Nikotinatem des Hauses.)
Einmal – ich war noch in der Grundschule, stand ich ( früh am Morgen) am kleinen Kiosk ( in der Nähe vom) Gastronom.
Ich hätte gern die Exilbriefe.
Was möchtest du?
Exilbriefe.
Ich deute auf etwas.
„Ach das.“ Die Verkäuferin lacht. „Exlibris heißen die Abziehbilder. Exilbriefe sind was anderes.“
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Freitag 20.01.2017 .
Das Wäldchen liegt verwaist, nicht mal ein Hund wagt sich raus. Verlassener Schulhof. Ich schliesse den Kindergarten auf.
Der Jahreszeitentisch muss neu.
Drei Könige sind auf ihrem Weg nach Hause ins Morgenland.
Bei einem nicht freiwilligen Rückweg droht der Einsatz militärischer Gewalt.
König Winter übernimmt.
Der Autokrat im weißen Gewand wird auf ein Podest gestellt. Der hat so einen Bart. ( puh ist das kalt. )
Die Heizung läuft am Wochenende nicht. Weißes Tischtuch, Lametta, Glitzer, Zaun ums Areal.
Fertig.
Im Büro hole ich den Computer „schnell“ aus dem Wochenendmodus. Auch er fröstelt vor sich hin.
Sonor und pathetisch wiederholt er in Dauerschleife: Amerika first.
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Georg kauft sich am Kiosk eine Atze. Es ist der 2. Januar 1980.
Dunkler Wintermorgen. Er sieht die schemenhaften Umrisse der anderen Schulkinder durch den Kohleatem der Stadt. “ denn die Kälte drückte den Rauch in die Straße des Viertels, in die Straßen der Stadt, der morgendliche Kohleatem der Häuser..“ ( ich erinnere mich)
Zitat aus: Die Projektoren Clemens Meyer S.393
(Erster Satz und zweiter Satz des Beitrags angelehnt an Sätze aus den Projektoren. )
Dasselbe gilt für in Klammer gesetzte Worte. Wie verändert sich der Satz, wenn ich statt vorm Gastronom – in der Nähe von schreibe
Ebenso bei: stand ich vor dem Kiosk
Was verändert sich bei Hinzufügen der Tageszeit. Rest ist eigenständig verbloggt.
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“ Das ist das Schlimmste. Leute die Bücher durchblättern auf der Suche nach Inspiration.
Nach Ideen. Das ist doch unvorstellbar. Das ist wirklich Nacht. Ein Buch ist Nacht. Mir kommen die Tränen. Ich weiß nicht warum.
- Und schreiben bedeutet etwas herauszufinden in dieser Nacht?
- „Wenn man schreibt, was man gerade erlebt hat, verdirbt man das Schreiben. Aber in diesem Schreiben..“
- Wie bitte? In diesem Scheitern?
- „Nein, es ist Verderben, nicht Scheitern.
- Man wird zum Konsumobjekt. Schreiben ist immer etwas Wildes gewesen ohne Einschränkungen. “ ( Marguerite Duras – Schreiben)
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Ich freue mich über einen Kommentar