An diesem Morgen bin ich zum letzten Band der Recherche zurückgekehrt.

Innehalten im Innehalten, denn Zeit liegt mir zu Füßen, ummantelt meine Schultern, legt sich besänftigend um meinen Körper und allmählich auch um meinen Geist.

Ich lese von Robert – Gilbertes Ehemann, der im Gegensatz zu Charlus nicht schwerer geworden ist im Laufe der Zeit, sondern leicht und behend die Türen aufreißt. Windstoßallüren nennt Proust das, aber er wertet nicht. In der Betrachtung des Menschen, der genauen Wahrnehmung entsteht ein Bild, dass sich allen Schubladen entzieht. Robert und Charlus sind in die Jahre gekommen – in gegenläufiger Ausprägung.

Es ist Mittag geworden. In meiner Pfanne bräunen sich  Sternanis, Kurkuma, Chili und Zimt. Ein fernöstlicher Duft durchwebt die Küche. Ich höre der französischen Zenbuddhistin Kankyo Tannier zu. Auch sie spricht über Türen, diese achtsam zu öffnen oder zu schließen – jedes einzelne Mal.

Regen und Sonne sind im Duett. Ich fühle Leichte, Weite und Licht. Ein fast verloren gegangenes Gefühl. Ich hole ein Einweckglas um es zu konservieren. Ich höre die Stimme der Buddhistin lächeln.

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3 Antworten zu „Türen – Proust lesen- Band 7- die wiedergefundene Zeit”.

  1. Avatar von Bloecker

    echt gut, deine Impressionen gleich gedanken beim Lesen.

    als Lehrer der engl und deutschen Literatur in der gym oberstufe und auch in Bln und DHPS Windhuk Namibia sowie Australien, habe ich immer wieder über lesen und lernen nachgedacht, viele seminare besucht. Meist ohne Erfolg.

    naja. Anyway

    wie kann man / frau heute junge leser ermutigen, sich auf die lesereise zu begeben?the mother of all questions indeed …

    from peter h bloecker

    the teacher

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    1. Avatar von Xeniana

      Dein Kommentar freut mich sehr. Danke.
      Es gab mal in der Schullaufbahn meiner Kinder einen Deutschlehrer, der lief dem Lehrer aus “ Der Club der toten. Dichter den Rang ab. Ich glaube das junge Menschen sich von echter Begeisterung anstecken lassen. Es wird ja nicht nicht gelesen in dieser Zeit. Es gibt Silent reading party’s etc. Unsere Zeit ist schnelllebig, die vielen Informationen besetzen die Speicher. Die Weltlage ist unübersichtlich und man ist immer und überall mit allem verbunden. Da wird so ein Proustscher Schachtelsatz wirklich zur Herausforderung. Man wird belohnt, wenn man sich darauf einlässt. Aber das weiß man ja erst dann wenn man sich darauf eingelassen hat..

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  2. Avatar von Peter Hanns

    Danke, genau so ist es.

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