Ich war mir sicher: Marcel hatte sich von Gilberte  Balzac geliehen. Ich fuhr zur Bibliothek und nahm mir „Das Mädchen mit den Goldaugen“ aus dem Regal. 

Seltsam nur, dass das Mädchen mit den goldenen Augen bei Proust nicht mehr auftaucht.

Ich ging an den Anfang des Satzes zurück und siehe:

Marcel wollte sich das Buch ausleihen, Gilberte las es aber gerade selbst, deshalb las er nun zum Einschlafen die Tagebücher der Brüder Goncourt.

Es folgt ein Pastiche:

Verdurin holt Marcel zum Dinner ab. Marcel zieht sich noch an, während Verdurin vor sich hin monologisiert. Er hätte nach seiner Heirat mit dem Schreiben aufgehört – denn Schreiben ginge nur mit Morphium –  und mit dem Morphium habe er seiner Frau zuliebe aufgehört.

Proust ahmt die Goncourts nach und macht in seinem Pastiche den nun nüchternen Verdurin zur Hauptfigur. Urkomisch.

Ich verstehe inzwischen, warum ich im Alltag den 7. Band nicht erfassen konnte.

Damals vor fünfzehn Jahren, als ich – noch im fröhlich schnellen Familien und Berufsleben stand, las ich über Stellen wie diese hinweg.

Im Laufe der sechs Bände dämmerte es mir, wie schade das war und wie viele Schätze während des Lesens ungehoben blieben. Ganze Proustsche Welten hatte ich links und rechts neben mir liegen lassen.

Im letzten Band ( Band sieben)  ist  mein Anspruch ein anderer geworden.

Erst jetzt in dieser langen Phase der Langsamkeit Deluxe, erlebe ich den Reiz dieser Geduldsübung intensiv.

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