Kategorie: Alltag
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Paris 1916 „…da der Mangel an Kohle und Licht die Empfänge der Verdurins in der sehr feuchten früheren Behausung der venezianischen Gesandten erschwerte“, verlegt man den Schauplatz des verdurinschen Salons in ein großes Pariser Hotel. Der Salon floriert. Jeden Mittwoch oder fast jeden Tag, werden auf vor weiß blitzenden Wänden die – „interessantesten, verschiedenartigsten Männer…
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Ich lese j‘ accuse von Zola. Ich lese es um einen Fuß in die Dreyfusaffäre und damit in die Recherche von Proust zu bekommen. J’accuse https://g.co/kgs/R1MP4xa Wahrheit und Fakten gegen Vorverurteilung und Verzerrungen. Ich frage mich wie Zola heute J‘ accuse geschrieben hätte. ————— In Gaza verschwinden Kinder unter Trümmern, werden erschossen während sie nach…
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Paris 1916. Die Stadt ist überzogen von Damen in Turbanen. Es fehlt überall an Material, auch für Hüte. Man trägt Schmuck aus Granatsplittern und vermeidet Prunk in der Garderobe. Neue Einfachheit. Ein Hauch Hell in der Kleidung soll die Trauer über die Gefallenen überdecken. Das gesellschaftliche Kaleidoskop wirbelt alles durcheinander. Jemand erzählt von Madame Tallien,…
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https://mirfet.com/ Über den Instagram Account von Faruk Šehić finde ich diesen Blog über das Schreiben. Es ist Sonntagmorgen der Schiffs kaffee duftet nach Kardamon, Mauersegler sirren am blassblauen Himmel unter weißen Schäfchen wolken. Die Wärme des vermutlich schwülwarmen Sommertages dringt durch die Balkontür und erwärmt den Dielenboden. Ich lese Proust, lerne Courbet kennen und die…
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Marcel liest an seinem letzten Abend in Tansonville zum Einschlafen das Tagebuch der Brüder Goncourt. “ In diesem Text singt vermeintlich einer der Goncourts das Hohelied des Salons der Madame Verdurin, der darin keineswegs mehr so lächerlich erscheint wie bei Marcel, sondern als Gesamtkunstwerk aus Mobiliar, Speisen und Konversation.“ ( Schmidt liest Proust) Marcel bemerkt…
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Ich war mir sicher: Marcel hatte sich von Gilberte Balzac geliehen. Ich fuhr zur Bibliothek und nahm mir „Das Mädchen mit den Goldaugen“ aus dem Regal. Seltsam nur, dass das Mädchen mit den goldenen Augen bei Proust nicht mehr auftaucht. Ich ging an den Anfang des Satzes zurück und siehe: Marcel wollte sich das Buch…
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Inspiriert von der mützenfalterin, beginne ich mich für die Architektur der Erinnerung zu interessieren. Auf der Suche nach Sekundärliteratur zur „Recherche“, finde ich im Mekka der Bibliotheken ( Bücherhallen Hamburg) ein Buch, das mich sofort in seinen Bann zieht. Ich lese über Chartres, über Kirchen und Kathedralen. “ Das Errichten eines Gebäudes und das Zusammenheften…
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„Die alten Griechen“, zitiert die Mützenfalterin in ihrem Blog, „dachten sich die Erinnerung als großes Haus.“ Ich sehe mich in einem Hochhaus in der Plattenbaustadt vor verschiedenen Räumen stehen, mit Schlüsseln, die nicht passen und Klingeln, die nicht funktionieren. Es riecht nach Bohnerwachs und altem Zigarettenrauch, nach schwarzen Tee und Zitrone. Ich gehe durch Türen,…
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Nein, ich bin nie auf einem Kongress gewesen, auf dem ein Mann- bekannt als Fragmentarist- diskutiert wurde. Es war nie real. Kein veralteter Polylux mit dem Schrift an Wände des Instituts projiziert wurde, keine Sicherheitsglasscheiben, keine Mikrofone, niemand ergriff das Wort auch ich nicht. Ich ergreife es jetzt. Was für mich selbstverständlich war, Berichte aus…
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Wie ein Seeschwalbenkind drückt sich der kleine Marcel in Combray gegen Decken und Kissen. Er baut sich das Nest im Dunkel seines Zimmers, während der Kaminschein die Nacht erhellt, wartet er auf die Mutter die den Gutenachtkuss vergaß. „( wie die Seeschwalbe, die ihr Nest tief in einem Gang in der Wärme der Erde hat“)*…