„Die alten Griechen“, zitiert die Mützenfalterin in ihrem Blog, „dachten sich die Erinnerung als großes Haus.“
Ich sehe mich in einem Hochhaus in der Plattenbaustadt vor verschiedenen Räumen stehen, mit Schlüsseln, die nicht passen und Klingeln, die nicht funktionieren. Es riecht nach Bohnerwachs und altem Zigarettenrauch, nach schwarzen Tee und Zitrone.
Ich gehe durch Türen, die leicht wie Pappe sind. Aber die Räume sind leer. Gelöschte Zeit.
Proust: Marcel versucht in seiner Erinnerung Albertine zu erkennen. „Hat sie Frauen geliebt“, fragt er Gilberte auf einem Spaziergang in Tansonville. Gilberte verneint. Marcel glaubt ihr nicht, in seiner Erinnerung deutete Gilberte vor Jahren das Gegenteil an.
Seine quälende Eifersucht hält Marcel besetzt, gefangen.
Erinnerungen, die sich ebenso wenig besitzen lassen, wie sich Albertine damals besitzen ließ. Sie entzieht sich dem Galatea Dasein noch im Tod.
Ich schaue aus dem Fenster. Das Laub der Silberpappel blinkt im Sonnenlicht. In Halle Neustadt wuchsen Pappeln überall – damals Licht, heute Staub. Ich denke an meinen Vater, der sich weder in Archiven, noch zwischen Akten deckeln und auch nicht in Gesprächs fragmenten finden ließ. Die Suche nach einem verlorenen Raum. Die Leere ermöglicht weder Erinnern, noch Vergessen. Man muss den Schlüssel finden, losgehen- schreibt Terezia Mora in einem ihrer Bücher über das Schreiben. Sie nutzt die Sprache selbst als Kompass. Welche Narrative haben dich geprägt? Wie wurde gesprochen? Was wurde verschwiegen?
Wie kommt man der Komplexität der Erinnerung nahe? Wie löst man sie aus dem Schweigen?
Ich freue mich über einen Kommentar