Marcel liest an seinem letzten Abend in Tansonville zum Einschlafen das Tagebuch der Brüder Goncourt.

“ In diesem Text singt vermeintlich einer der Goncourts das Hohelied des Salons der Madame Verdurin, der darin keineswegs mehr so lächerlich erscheint wie bei Marcel, sondern als Gesamtkunstwerk aus Mobiliar, Speisen und Konversation.“ ( Schmidt liest Proust)

Marcel bemerkt beim Lesen der Tagebücher seine Unfähigkeit genau hinzusehen, ich sehe nicht nur nichts, sondern verstehe auch erst mal nichts.

Erst durch Schmidt liest Proust wird mir das Setting klar.  Während Jochen Schmidt die Linien des 1. Kapitels aufzeigt: Marcel geht alte Wege, aber es begeistert ihn nicht mehr. Er rekapituliert seine Beziehung zu Gilberte, aber die Feststellung, dass sie ihn liebte treibt ihn nicht mehr um. Alles was er wollte hat er erreicht, aber es birgt nicht die Erfüllung die er sich erhoffte.

Ich verliere mich in einem Detail:

„Durch mich ist er der Maler geworden, der er heute ist, nur durch mich! Ich habe ihm beigebracht Eibisch von einer Stockrose zu unterscheiden.“

Vielleicht ist ihr Atem flach, ihr Gesicht rot.

Was denkt sich Swann als er das Gespräch beschwichtigend in eine andere Richtung lenkt?

„Schauen Sie, die Perlenkette, die Madame Verdurin trägt, sie war einst  weiß. Erst eine Feuerbrunst hat ihr die schwarze Farbe verliehen.

“ Menschen“, sagt Cottard der Arzt, verändern sich oft nach einem traumatischen Ereignis, ähnlich der unbelebten Materie.“  Der Kammerdiener der Verdurins sei dem Feuer nur  knapp entronnen.  Seine Handschrift habe sich nach dieser Katastrophe derart verändert, dass er als er  mit einem Brief seine Dienstherren ( Verdurins) von den Schrecknissen berichtete, diese glaubten ein Spaßvogel hätte sich diesen Scherz erlaubt.

Aber nicht nur das, der vorher nüchterne Kammerdiener sei ein grauenerregender Trinker geworden und die Verdurins hätten ihn entlassen müssen.

Handlung in den Tagebüchern der Brüder Goncourt.

Jochen Schmidt, der Proust las und es verbloggte, fügt seinen Blogeinträgen noch Unterpunkte hinzu:

Verlorene Praxis:  z.Bsp: Lakritz Pastillen auf dem Schlachtfeld

Und

Unklares Inventar: z. Bsp Miramionen

———

Seit einigen Tagen trage ich einen Skarabäus mit mir herum.

Im Salon des Buddenbrookhauses in Lübeck richte ich meine Aufmerksamkeit auf den Schmuck der anwesenden Gäste. Noch hat die Diskussion nicht begonnen.

Mario in der letzten Reihe beobachtet die Menge. Der Zauberer ist abwesend, aber draußen verbrennt er bereits Erde.

Der Geist ist aus der Flasche, sagt die Korrespondentin und Journalistin Nicole Diekmann.

Die Zeit färbt weiße Perlen schwarz. Zitronen liegen ungeerntet auf einer Farm. Aus Angst vor Abschiebung gibt es keine Erntehelfer mehr. Die Freiheitsstatue trägt das Collier der Madame Verdurin  ( der Madame Verdurin die im Pastiche lebt)

Durch die Kieler Innenstadt trägt ein warmer Sommerwind Klänge von Verdi.

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3 Antworten zu „Schwarze Perlen- Proust lesen- Die wiedergefundene Zeit”.

  1. Avatar von geschichtenundmeer

    Seelische Feuer(s)brunst – wie treffend gesagt.

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    1. Avatar von Xeniana

      Ich glaube die Kombi gibt es im Buch nicht:). Aber ich habe es so verbloggt:) was ich so erstaunlich bei Proust finde: das Pastiche ( das wo auch die Perlenkette zu finden ist) erschien mir beim ersten Lesen als langweilig. Erst bei der Drosselung des Schrittes und dem genauen Lesen treten diese Geschichten zu Tage. Feuerbrunst steht hier offensichtlich für traumatische Ereignisse, verbunden mit dem Bild der Perlenkette- aber nicht als zerstörendes – sondern verwandelndes Ereignis

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    2. Avatar von Xeniana

      Ich habe die seelische Feuersbrunst jetzt rausgenommen, sie stand gar nicht im Text- die Veränderung nach einer Katastrophe bezog sich auf ein reales Ereignis. Hab mich ( mal wieder ) in der Erinnerungskathedrale verlaufen.

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