Er glaubte zu wissen, mit wem er verheiratet war.

Erkannte sie nicht, das wird Darius Kopp nach dem Selbstmord seiner Frau langsam bewusst.

Flora will in ihrem Heimatort in Ungarn begraben werden.

Mit der Urne und Floras Tagebuch begibt sich Darius auf eine lange Reise.

Es wird ein Roadmovie im Außen wie im Innen.

Beim Lesen von Floras Tagebucheinträgen verändert sich Darius Blick auf die gemeinsame Ehe.

Ein Paralleluniversum.
Gedanken und Gefühle Floras sind wenig kongruent mit dem, was sich im Sichtbaren als ihre Persönlichkeit wahrnehmen ließ. Vielleicht ist auch Darius der, der nicht in der Lage ist mehr wahrzunehmen, als das Sichtbare.
Flora, ein „Niemandskind“ am Leben gescheitert und Darius durch den doppelten Verlust (erst der Job, dann die Frau) in seinem Sein tief erschüttert.

Müder und desillusionierter, maroder und hoffnungsloser erscheint Darius Kopp am Ende des Romans.
Zweiteilung des Textes. Beide Erzählstränge sind durch eine horizontale Linie voneinander getrennt.
Während der Text von Darius Kopp einheitlich fließt, zersplittert Floras Sicht der Dinge wie in einem Kaleidoskop. Trotz des Fragmentarischen, das sicher dem Tagebuchschreiben zuzuschreiben ist, bleibt der Text gut lesbar. Floras Innenwelt ist beklemmend klar und hoffnungslos.
Darius Erzählung bleibt im Außen.
Flora lotet die Tiefe aus. Obwohl sie die Sinnfrage nicht stellt, ist sie doch überall zwischen den Zeilen zu finden.
Gegen Ende des Buches, beginnt man zu ahnen, dass die Leere und Hoffnungslosigkeit (die Bakterien der Schwermut, wie sie Floras Psychologin bezeichnete) einen neuen Ort gefunden haben.
Ein Buch das keine Hoffnung macht und dabei sprachlich messerscharf benennt.

Der Roman erschien im Luchterhand Literaturverlag und erhielt 2013 den Deutschen Buchpreis.

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11 Antworten zu „Das Ungeheuer – Terezia Mora”.

  1. Avatar von nomadenseele

    Eine Frage zur Praxis: Wie liest man ein Buch, welches zwei Geschichten gleichzeitig erzählt?

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    1. Avatar von Xeniana

      Ich glaube, man muss es für sich rausfinden. Ich hab Kapitel für Kapitel gelesen, aber ich denke es ist genau so gut möglich erst oben und dann die untere Hälfte zu lesen.

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  2. Avatar von buzzaldrinsblog

    Ich bin bereits sehr gespannt auf den Roman und freue mich über deine positive Besprechung. Die Frage, wie man ein solches Buch lesen soll, kann wohl jeder nur für sich selbst beantworten – das ist ja auch das spannende an einem solchen literarischen Experiment! 🙂

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    1. Avatar von Xeniana

      Es ist eins dieser Bücher , an deren Ende man die Protagonisten vermisst, habe mir deshalb schon den Vorgängerroman „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ vormerken lassen in der Bibliothek.Wäre gespannt darauf, wie du das Buch findest .

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  3. Avatar von Gregor

    Ziemlich gut geschrieben Xeniana!
    Liebe Grüße, Gregor

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    1. Avatar von Xeniana

      Danke! über die Anerkennung freue ich mich.LG Xeniana

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      1. Avatar von Gregor

        Keine Ursache.
        Jeder braucht etwas Anerkennung 😉
        Liebe Grüße, Gregor

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  4. Avatar von evazins
    evazins

    Ich schließe mich Gregor an, macht Lust auf’s Lesen, auch wenn’s scheinbar etwas unbequem ist durch die Zweiteilung.
    Lese ich richtig, du leihst die Bücher aus der Bib? Sehr sympathisch!

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    1. Avatar von Xeniana

      Danke. Es ist ein sehr tief gehendes Buch.
      Ich versuche mir die Bücher im Moment die Bücher aus der Bibliothek zu holen. Im Moment ist einfach kein Geld da:) Und am MUsikunterricht der Kinder, Ballett, Theater etc. wollen wir nicht sparen. Grundsätzlich liebe ich Bibliotheken, aber unsere hat eine begrenzte Auswahl(obwohl es gerade besser wird).

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  5. Avatar von evazins
    evazins

    Ich leihe sie nicht aus Geldmangel, sondern weil ich finde, dass Bücher gelesen werden sollten. Was nützen sie, wenn sie in staubigen Regalen Platz wegnehmen? 🙂
    Und, ja, hier in Hamburg ist man vermutlich sehr verwöhnt. Unsere Bib schafft alles und ständig neu an – man kommt kaum mit dem Leihen hinterher…

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    1. Avatar von Xeniana

      Herrlich. Mit manchen Büchern geht es mir so, dass ich sie einfach gern bei mir haben möchte. Max Frisch zum Beispiel. Es ist einfach ein beruhigendes Gefühl das er da ist und ich mich mit ihm unterhalten kann. Ansonsten stimme ich dir zu, obwohl ich ein Fan vollgestellter Bücherregale bin, sie machen das Leben so heimelig. Ich bin als Kind mit einem großen Raumteiler aufgewachsen , schwarz und gewichtig und darin waren all die Bücher meines Vater. Zille, der freche Zeichenstift, Koplowitz und und und. Und ich stand stets ehrfürchtig davor und hoffte schnell selbst lesen zu können.

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