Zwei Menschen unter einem Dach, unfähig zueinander zu finden oder auseinanderzugehen, machen sich das Leben zur Hölle. Albertine wird überwacht, verweigert aber, sich vollständig aufzugeben. In den zwanzig Seiten heute , ist die Trennung vorweg genommen. Ein Täuschungsmanöver Marcels um Albertine klein zu halten, leiden zu sehen. Sie leidet. Und mit dem Leid ebnet sich der Weg zum nächsten Band.

Man ahnt: das geht nicht mehr lange gut. Marcel kann Albertine nur lieben, wenn er sie schlafend vorfindet. Vielleicht, weil in der Betrachtung jede Verstellung verschwindet und auch die Schlafende jetzt einfach- ist.

Albertines Bett mit einem offenen Grab. Nicht nur die Trennung bahnt sich an, auch ihr Tod.

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19 Antworten zu „Toxische Beziehung-Proust lesen Tag 161- Die Gefangene”.

  1. Avatar von Alexander Carmele
    Alexander Carmele

    Ich las Proust vor zwanzig Jahren, auf einer Irlandreise (etwas unpassend). Mir sind so viele Stellen im Gedächtnis, auch der, wie Marcel Albertine im Schlaf beobachtet. Diese Stellen sind von so unfassbarer Detailliertheit und Trauer, es einfach nicht zu vermögen, über den eigenen Schatten zu springen, wie Swan, wie diese kleine Melodie, die kleinen Eskapaden, die doch nur dafür stehen, die Zeit stillzustellen, die Zeit nicht vergehen zu lassen, weil das Leben einfach so schön ist. Eine Essenz der Literatur, vielleicht eine von vielen, aber eine ganz sicher! Viele Grüße.

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    1. Avatar von Xeniana

      Bei Swann brauche ich noch Mal eine Auffrischung:) ich habe mit der Recherche begonnen als die Kinder noch relativ klein waren. Ein waghalsigen Unterfangen im turbulenten Alltag. Damals hielt ich es mit Bitterfelder Weg. Frei nach “ Greif zur Feder Kumpel. Ich las was im Text stAnd. Und ich erinnere deutlich meine Ungeduld mit diesem Swann der sich wahnhaft auf Odette fixiert hatte.
      Eine Zeitlang machte ich Pause. Ich glaube nachdem ich ein Proust Seminar besucht hatte und feststellte was mir alles so entging wenn ich auf der Oberfläche blieb. Ich erinnere das Jochen Schmidt (Schmidt liest Proust) diese Szenen der schlafenden Albertine akribisch auseinandernahm. Ja Traue es, Melancholie, Unvermögen, weil die Freiheit fehlt. Als würde der nicht gegebene Gutenachtkuss der Mutter traumatisch durch Swann und Marcels Leben irren.

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    2. Avatar von Xeniana

      Noch ein Nachtrag: Proust ist eine Leseerfahrung die ihresgleichen sucht. Da kann Ayn Rand nicht mithalten, lässt sich vermutlich auch schlecht vergleichen Da wo Proust so fein ziseliert, haut Rand mit dem Holzhammer drauf. Ich glaube aber, dass auch Marcel nicht liebt, ebenso wie Swann. Auch da geht es um Machtverhältnisse, Besitz, Obsession. Hab gerade bei Kertesz gelesen: wer nicht liebt hat es einfacher. Das wùrde dann für Dagny zutreffen. Und Swann ? Ist das liebe oder ist es sich verlieren- wollen?

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    3. Avatar von Xeniana

      Auch noch bei Kertesz: Tyrannei sind nicht identisch es, sondern gegensätzliche Begriffe,“

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  2. Avatar von Xeniana

    Ich war nie in Irland ( zwei Jahre in Schottland, aber ich glaube das unterscheidet sich sehr) und kann mir die irische Landschaft irgendwie passend für die Recherche vorstellen.
    Was macht der Atlas?

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  3. Avatar von Alexander Carmele
    Alexander Carmele

    Der Atlas? Ich bin gerade bei der Stelle, als John Dagny zurück nach New York bringt … ich bin immer noch dankbar, es endlich bald gelesen zu haben. Die unlauteren Szenerien häufen sich. Mir wird langsam klar, dass es in Ayn Rands Welt keine Freundschaft und Liebe gegeben haben kann. Das, was sie beschreibt, hat nur mit Besitzanspruch, Unterwerfung und Besitzergreifung zu tun. Diese feine Melodie, die Verheißung, die Marcel Proust kennt, ist Ayn Rand fremd. Ich denke, sie hat ihre Mitmenschen zum Frühstück verspeist und am Mittag verflucht, dass sie so wenig gehaltvoll waren 😀

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    1. Avatar von Xeniana

      Ach den Anfang mit ihr und Rearden, den fand ich noch ganz gelungen. Nicht unbedingt dieses sich an seine starke Schulter lehnen, immer wieder kehrende Plattitüde, aber die Freiheit mit der sie ihm gegenübertrat fand ich beeindruckend. Unverbindlich und merkwürdig wurde es, als Rearden plötzlich von John Galt abgelöst wurde, weil er dann Mr. Right war. Das war plump, wenig differenziert, emotionslos, befremdend und wirklich schlecht gemacht. Beziehungslosigkeit die sie Freiheit nennt.

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      1. Avatar von Alexander Carmele
        Alexander Carmele

        Ich bin ja noch nicht fertig, aber ich erwarte mir da nicht mehr viel. Diese John Galt – Dagny – Story hat nichts für mich. Ich fand die Geschichte zwischen Rearden und Dagny mitreißend, spannend. Ich werde vielleicht zwei Posts über „Atlas Shrugged“ schreiben, um verschiedene Seiten zu beleuchten. Ich sehe aber jetzt schon, dass das anstrengend wird, die Literatur vom politischen Abhub zu entklambüstern. Vielleicht wird es nicht gelingen. Die Rhetorik ist zum Teil teuflisch gut, oft jedoch grausam banal. Fountainhead werde ich nicht versuchen zu lesen, sondern dieses Tugendbuch noch durchforsten. Hoffe sehr, dass du bald wieder völlig genesen sein wirst. Bei manchen hat es zwei Monaten gedauert, bis der Geruchssinn wiederkam.

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      2. Avatar von Xeniana

        Ja teuflisch gut und grausam banal passt. John hatte sie einfach weglassen sollen, Franzisco auch, diese eine Rearden Geschichte etwas differenzierter am Ende das wäre das was ich mir gewünscht hätte.
        Hast du es beibehalten Hanna Arendt parallel zu lesen? Fountainhead war I in Prinzip.dasselbe in Grün

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      3. Avatar von Alexander Carmele
        Alexander Carmele

        Nee, Hannah Arendt lese ich mit „Tugend des Egoismus“ zusammen. Arendt ist ja keine Romancière wie Rand 🙂 … mal sehen, die Bestseller-Listen sind ja etwas dröge momentan. Aber es ist ja nicht so, als gäbe es nicht unendlich viel Gutes zu lesen (Mora wartet noch).

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      4. Avatar von Xeniana

        Mora liebe ich sehr.

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    2. Avatar von Xeniana

      Entschuldige ich muss deine Kommentare immer mehrfach freischalten. Keine Ahnung warum

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  4. Avatar von Xeniana

    So schön:) zum Mittag verspeist und dann gemeckert, dass sie so wenig gehaltvoll waren;)
    Das Ende könnte man sich glatt sparen. Es kommt tatsächlich nichts mehr

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  5. Avatar von Alexander Carmele
    Alexander Carmele

    Ab welchen Zeitpunkt meinst du, kommt nichts mehr? Ich bin nur neugierig 🙂

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    1. Avatar von Xeniana

      Ich fand den Aufenthalt im Refugium noch interessant. Danach war es für mich Schmonzette pur

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      1. Avatar von Alexander Carmele
        Alexander Carmele

        Oh weia. Okay, genau da bin ich. Vielleicht überfliege ich ein paar Stellen. Ich habe auch einen guten Gesamteindruck. Vielen Dank für den Tipp. Der Bräunig ist da. Die ersten Seiten lese sich toll. Und ein Vorwort von Christa Wolf!

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      2. Avatar von Xeniana

        Klasse dann kann es ja losgehen!

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      3. Avatar von Xeniana

        Sobald du den Atlas abgeworfen hast. Ich hol den Bräunig schon Mal runter.

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