“ Hat es geklopft?“

Ja, das wird John sein.

Darf ich vorstellen meine Damen, John Barleycorn.

Ein Abend im Altersheim der Marie Seebachstiftung. 

Es war so kalt, ich hab in der Jugendherberge gefragt, ob ich mich aufwärmen darf und dort dann das Selfie gemacht. Als Erinnerung.

“ Ich kenne John, sagte Larissa. Ziemlich gut sogar. „

„Also erzähl noch mal. Du hast eine Panikattacke im Zug bekommen und musstest aussteigen?“

Ja,  und dann am Gleis warten bis der Nächste kommt. Wäre nicht so  wild gewesen, wäre es nicht so kalt. Minus zehn Grad.

“ Füll mal voll John, so wie in Berlin.“

Du bist Schauspielerin? Deswegen der Gesangsworkshop?

“ Ach naja, ja, irgendwie schon. Romamusik. Fand ich irgendwie cool.“

“ John bitte, ich mag keine halbleeren Gläser!“

“ John und ich waren gestern schon hier. Es gibt hier eine Bar, da stehen ausschließlich Menschen mit Autismus hinterm Tresen und mixen Cocktails.“

“ Also und du , was hat dich hierher verschlagen?“

Die Romalieder.

„Und die Panikattacken seit wann sind die?“

Neu. Die sind neu.

Für mich auch ein volles Glas.

“ Nee ich will nicht soviel.“

Missbilligender Blick zu John. “ Ich weiss wozu du imstande bist. “ Ach diese Lehrerinnen“, sagt John. “ So jung und so wenig Wagemut.“

Die Nacht wird lang. Drei einander sich nicht kennende sitzen in einem Altersheim für alternde Künstler  zusammen. Irgendwo im Osten . Niemand von den Dreien ist alt. Nur der Vierte trägt schwer an Jahren. Er hinkt, zieht ein Bein nach . Bewegt sich dennoch beinah schwerelos.

Der hat so ein hinterhältiges Grinsen.

John,  füll die Gläser auf!

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14 Antworten zu „John Barleycorn 6 – 2008”.

  1. Avatar von autorchristoph

    Ich bin in gewisser Weise verwirrt. Im letzten Kommentar lobte ich Deinen sachlichen Stil und wünschte ihn auch für mich. In den „John“-Skizzen kommen aber Gefühle an die Oberfläche.
    Die Erkenntnis, von ihm abhängig geworden zu sein, hat mich getroffen.
    Nun mag John Barleycorn nur ein Synonym sein, nicht mal für eine Person, richtig deutlich und in knallroten Buchstaben, dass er Dir zu nahe gekommen ist, gilt mir als Warnung für den weiteren Verlauf unserer Bekanntschaft.
    Einiges von Kiel habe ich hier auch gelesen. Anderthalb Jahre pendelte ich in der Regel zweiwöchentlich am Wochenende hin. Wegen der Liebe. Doch im Grunde war es einfach scheußlich. Also diese Beziehung.
    In Berlin war ich noch nie.
    Und nun ein Foto, ein Gesicht.
    OK. Ich frage mich gerade, ob es mir noch um Deine Literatur geht?
    Es ist so plump. Unsensibel und abstoßend von mir. Die Ablehnung und Zurückweisung ist vorprogrammiert.
    Ich werde noch eine Weile bei Dir weiterlesen. Auch wenn ich nicht mal einen Bruchteil der Bücher gelesen habe, die Du kongenial in Deine Beiträge webst.

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    1. Avatar von Xeniana

      Entschuldige Christoph, hab den Kommentar jetzt erst gesehen.
      Jetzt bin ich verwirrt. Bei den John Barleycornbeiträgen hilft es den Namen zu recherchieren. Das war Glatteis, ich weiß. Das Foto ist uralt und es gibt keinen Wiedererkennungseffekt mehr.

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    2. Avatar von Xeniana

      Entschuldige, aber ich muss noch mal nachfragen: welche Beziehung in Berlin? Was hast du missverstanden?

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      1. Avatar von autorchristoph

        Ich hatte mal eine Beziehung in Kiel. Weil ich diese Stadt in Deinen Beiträgen ab und zu erwähnt fand. Ich schrieb, ich war noch nie in Berlin. Weil Du ebenfalls oft dort zu sein scheinst.

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      2. Avatar von Xeniana

        Ah okay. Jetzt habe ich es verstanden. Mittlerweile mag ich Kiel. Man spürt den Wind und das Meer liegt in der Luft. Es hat etwas sprödes, fast konservatives, trägt nichts vor sich her. Ist aber sehr norddeutsch im Wesen. Ich bin ab und an in Berlin und besuche dort Freunde. Ich mag das quirlige, anonyme, raue, verrückte dieser Stadt. Ach naja schon..Gibt Menschen die er mehr in seinen Bann gezogen hat als mich. Es ging mir eher darum eine Dynamik aufzuzeigen. Die Mensch ja überall finden kann. Im Kaufen, im Bloggen, im Spielen, im essen. Also nicht alles ist zu 100 Prozent autobiografisch

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      3. Avatar von autorchristoph

        Nein, nein, das verstehe ich schon. Autobiographisch schreibst du nicht. In goldenen Zeiten der Autorengruppe, der ich mich hier anschloss, war autobiographisch gerade zu verpönt. So lonnten munter Texte zerrissen werden, ohne dass sich der Autor als Person angegriffen fühlen musste.
        Diesen Kurs habe mit der Zeit wieder verloren.

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      4. Avatar von Xeniana

        Ich verstehe nicht warum das so verpönt ist, jedenfalls nicht als gehobene Literatur gilt. Ich sitze gerade in der Bibliothek und bin durch Zufall auf ein Buch von Florian Havemann gestossen, was mich total in seinen Bann zieht. Ich kannte bis eben noch nicht mal seinen Namen.
        Führt mich noch mal zum Ausgangspunkt zurück, warum sollte es nicht auch okay sein autofiktional zu schreiben, nur zerfledern muss man es trotzdem dürfen. Zum Beispiel Ranickis Autobiographie- ein Albtraum

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      5. Avatar von autorchristoph

        Ähm … ja. Leider habe ich mir die WordPress App aufs Handy geaden. Und ich hasse Handys!!
        Ich freue mich über deine Meldungen, aber wo kann ich bloß diesen Benachrichtigungston abschalten?
        Ich kann zu dieser für mich fortgeschrittenen Stunde nicht mehr irgendwas Gescheites zur Rolle des Autors zu seinem Werk.mehr sagen. Da habe ich schon gottgleich geschrieben und verfuhr mit meinen Figuren nach belieben. Oder ich bin ganz und komplett ins therapeutische Schreiben eingetaucht. Aber das ist ja nicht deine Frage.
        Übrigens, wenn ich Wort für Wort auseinandernehme, dass du noch nie jemanden der Kommentierenden getroffen hast, und du es lieber dabei belässt, dann sehe ich da ein Hintertürchen …
        Aber nicht für mich. Ich dachte eben, selbst wenn du ein erstes Treffen eingehen würdest, und ich dir imponiere, dann stellst beim Zweiten fest, wie langweilig und trostlos ich bin. Nein, darauf hab ich keinen Bock.
        Ich befinde mich gerade in einer.labilen Phase der Umorientierung.

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      6. Avatar von Xeniana

        Christoph, ich weiß nicht wie ich das jetzt gut formulieren kann ohne verletzend zu werden ( was ich wirklich nicht möchte) aber meinst du nicht, dass eine andere Plattform der bessere Weg wäre. Ich schreib hier nur so vor mich hin:)

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  2. Avatar von Xeniana

    Weißt du Christoph, ich schreib hier nur, ohne dass ich irgendetwas davon in die Realität bringen möchte. Ich habe niemals jemanden der Kommentieren den hier im realen Leben getroffen und vielleicht will ich es auch weiter so halten. Ich suche nicht nach Bekanntschaft, aber nach Austausch schon. Vielen Dank für das kongeniale 🙂

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    1. Avatar von autorchristoph

      Ja, die Gefahr bestand. Also dich real zu kennen. Es gut, dass du es nicht möchtest. Wenn ich fasziniert bin, dann muss ich direkt, unmittelbar und sofort die Chance ergreifen, eine Bekanntschaft zu erhalten. Es gibt dafür gute Gründe.
      Wenn du dich davon nicht beirren lässt, ist es vernünftig. Und ich wäre nicht erfahren in diesen Dingen, wenn ich es nicht respektieren könnte. Beleidigt oder gekränkt werde ich auch nicht sein.
      Ähm … könnten wir das einfach vergessen?
      Ich hoffe es steht jetzt nicht der inzwischen so vielzitierte Elefant im Raum. Ich mag dazu nämlich auch nichts mehr klarstellen.
      Ich habe bereits erwähnt, dass ich dein neues Design gelungen finde.
      Mir liegt auch etwas an Austausch.
      Bei dir muss ich längere Strecken lesen, bis ich einen Zusammenhang erkenne, den ich kommentieren kann.
      Übrigens finde ich es absolut mutig, Bücher aus Papier zum Reisen mitzunehmen. Natürlich ist es auch wegen der Haptik. Es würde ja auch ein elektronischer Reader denkbar.
      Wie oft habe ich mir sagen lassen müssen: „Damit kann man hundert Bücher in den Urlaub nehmen!“
      „Und wann willst du sie lesen?“, war meine Antwort.

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      1. Avatar von Xeniana

        Alles gut. Faszination ist was was ich nachvollziehen kann. Was sich unschwer erkennen lässt hier im Blog:)))

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    2. Avatar von autorchristoph

      Ja, ich war gestern schon sehr müde. Ich möchte mich entschuldigen, dass der Eindruck entstand, ich würde mir von dir etwas erhoffen.
      Es kann sein, dass ich dir schon zu nahe gekommen bin. Im Grunde hast du damit nichts zu tun. Und jetzt ärgere ich mich auch über mich selbst.
      Heute ist ein neuer Tag, es ist mild und die Sonne kommt durch.
      Wenn ich darf, würde ich weiter bei dir lesen und dein Schreiben kommentieren.
      Im Moment komme ich nicht so recht dazu.
      Die Benachrichtigen des Handys habe ich abgeschaltet.
      Und hey! Ich spuke bei WordPress schon sehr lange herum, für Literatur ist es für mich das geeignetste.
      Einen schönen Tag wünsche ich. 🙂

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      1. Avatar von Xeniana

        Alles gut:) wünsch dir einen schönen Tag. Ich kann das bloggen genau deshalb nicht aufgeben, weil ich WordPress als literarisches Café sehr mag. Gibt ja noch andere Ecken aber die Suche ich kaum auf.

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